Filmreview "Lone Ranger"

Walters Frecheiten

Kinosommer in Wiener Neustadt - großes Kino unter freiem Himmel abends am Hauptplatz. "Welche gute Gelegenheit, umsonst einen Film zu sehen", denke ich. Lone Ranger, ein Western. Johnny Depp in der Hauptrolle! Das ist ja fast ein Qualitätsgarant!

Überraschend treffe ich am Hauptplatz den Hans, eine guten Freund, den ich schon Jahre nicht gesehen habe. "Wir sollten uns zwischen den Würstelständen durchschwindeln, damit wir den Einsammlern der freiwilligen Spenden entgehen", meine ich. "Der Walter! Geizig wie immer!" spöttelt Hans.

Wir setzen uns an einen Gasttisch innerhalb des "Geheges". Ein eifriger Kellner ist bald da. Ich werde eingeladen und bestelle ein Cola Light. Der freiwilligen Spende entgehe ich leider nicht. Süß lächelnde, freundliche Mädchen gehen mit der Spendenbox von Tisch zu Tisch. Widerwillig werfe ich einen Euro rein.

Dann gehts los. Gleich zu Beginn wird klar, daß es sich um einen familienfreundlichen Abenteuerfilm handelt. Dieser Eindruck bestätigt sich später - reihenweise grausliche Morde, Überfälle, Schlachtgemetzel, eine Vergewaltigungsandrohung und der Oberböse reißt einem Ranger das Herz raus, um es zu verspeisen. Auch auf saubere Sprache wird geachtet - Jemand der hintenrum eine draufgebrannt bekommt, schreit natürlich nicht "Mein Arsch! Mein Arsch!", nein, sondern: "Mein Gesäß! Mein Gesäß!"

Johnny Depp spielt den Indianer Tonto, der den Mord an seiner Familie rächen will. Bald wird klar, daß er in diesem Film seine Mimik nicht voll einsetzen kann, da er zugeschminkt ist. Entweder eine schlechte Idee von den Filmemachern, oder Johnny ist schon so gealtert, daß er selber darauf bestanden hat...

Armie Hammer spielt den Lone Ranger, der von Tonto von den Toten auferweckt wird, um ihm zu helfen. Ein Schauspieler mit hohem Berufsethos - er hat für diese Szene wahrscheinlich drei Tage durchgesoffen, so etwa schaut er aus. Hoffentlich mach ich selber bei der Wiederauferstehung einen besseren Eindruck.

Filmmitte. Der Kellner geht vorbei. Er schaut mißbilligend auf meine halbleere Flasche. Mein Freund bestellt für sich selber nach.

Wild und malerisch geht es weiter durch den Wilden Westen gegen Banditen und gegen die Eisenbahn. Die Bildkomposition und das Farbenspiel ist großartig, das muß man anerkennen. Über die Gags kann man durchaus schmunzeln. Und kaum zu glauben, wie realistisch man mit Computeranimationen Eisenbahnkatastrophen komponieren kann.

Gegen Schluß kommt wieder der Kellner vorbei. Er wirft einen verzweifelten Blick auf meine Flasche, die noch immer nicht leer ist.

Fazit: Der Film hat mich nicht vom Hocker gerissen aber mich auch nicht von selbigem vertrieben. Durchaus sehenswert.

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